Avelsbacher T30

2021


Aktivitäten in den Jahren 2020 und 2021


Klimanotstand in Trier lokal begegnen (?): In der Sitzung vom 30.8.2019 hat der Stadtrat für Trier den Klimanotstand ausgerufen und die Bebauung des Baugebiets Brubacher Hof u.a. mit der Begründung abgewiesen, für eine Verkehrslösung sei nicht gesorgt und man wolle nicht die gleichen Fehler wie bei der Bebauung des Petrisbergs (sprich: in Kürenz) machen. Diese Einsichten ermutigten uns, die alte Forderung nach Tempo 30 in einer Hauptverkehrsachse in Altkürenz, genauer: im Streckenabschnitt Avelsbacher Straße zwischen der Bahnunterführung und der Kreuzung Domänenstraße/ Am Grüneberg, aus dem Jahr 2000 noch einmal zu stellen und nun, im Jahr 2021, auf günstigere politische Rahmenbedingungen für die Umsetzung zu hoffen. Schließlich ist nach der letzten Kommunalwahl eine grüne Politik in Ortsbeirat und Stadtrat stärker vertreten. Ein Teil der Anfragen und abschlägigen städtischen Antworten aus den Jahren 2019 und 2020 sowie nicht zuletzt das Schreiben vom 03.02.2021 seitens des Landesbetriebs Mobilität RLP für die Unterstützung einer Einführung von Tempo 30 sind in den Dokumenten im Downloadbereich eingestellt.

Briefe an die Parteien und an den Stadtvorstand 2019 und 2020: Mit der Idee, nach einigen Jahren beim neuen, sehr grün aufgestellten Stadtrat auf offene Ohren für lärmreduzierende Maßnahmen in der Avelsbacher Straße zu stoßen, schrieben wir unser Ansinnen in begründenden Briefen an alle Parteien und an den Stadtvorstand. Antworten blieben völlig aus, bis auf zwei Parteien wurde nicht einmal der Eingang dieser Eingaben bestätigt. Der Oberbürgermeister antwortet mit einem Schreiben, das die konservative Haltung der Straßenverkehrsbehörde in der Verkehrspolitik wiederspiegelt. Ein Leserbrief im Trierischen Volksfreund führte zu einem intensiven, oft fernmündlichen Diskurs mit der zuständigen Mitarbeiterin der Straßenverkehrsbehörde. Das Resüme im Frühjahr 2020 war insgesamt enttäuschend und in Bezug auf die von Seiten der Stadt vorgetragene Logik und veraltete Argumentation ziemlich ernüchternd.

Denkfehler und Widersprüche: In der gesamten Korrepondenz und in den Gesprächen zeigte sich der fundamentale Denkfehler, ein städtisches Verkehrskonzept, das auf die Stärkung von ÖPNV und die Stärkung des Radverkehrs baut, gerate in Konflikt mit Tempo 30-Regelungen (vgl. hierzu auch Antworten der Stadt in Trier mitgestalten). Ein anderes fundamentales Hemmnis ist schon seit langer Zeit bekannt: Wo kein Wille, Verantwortung für die bislang fehlende Verkehrslösung für Altkürenz zu übernehmen, da ist auch kein politischer Weg. Auf den Widerspruch hingewiesen, dass andernorts in Trier auf Landesstraßen sehr wohl Tempo 30 angeordnet wurde, ergab sich im mündlichen Gespräch mit der Straßenverkehrsbehörde der Hinweis, dass man in den Folgejahren diese Entscheidungen aus der Ära Dietze wieder zurücknehmen wolle, weil sie in Konflikt mit der Regel geraten, auf Landesstraßen könne kein Tempo 30 erfolgen! Wir trauten unseren Ohren nicht: Diese Einschränkung gilt laut "Expertise des Umweltbundesamtes" aber nur für Tempo 30-Zonen, nicht aber für mögliche Geschwindigkeitsreduktionen insgesamt. Altbekannte Sätze sowie eine eindimensionale und - wie wir finden - auch eine sozial ungerechte Verkehrspolitik wird in Trier seit Jahrzehnten fortgeschrieben - so der nachhaltige Eindruck. Wie sich in der Folgezeit herausstellen sollte, ist auch niemand so recht an den konkreten Fakten interssiert.

Antrag an das Land Rheinland-Pfalz: Vor dem Hintergrund der wenig glaubwürdigen Daten zur Verkehrsbelastung in Altkürenz erfolgte im Frühsommer 2020 eine Anfrage an das Baudezernat mit der Bitte um Beantwortung von 15 Fragen zu Fakten und Daten zur aktuellen Verkehrssituation in Kürenz. Diese werden in den Gutachten zur Verkehrsplanung berechnet, aber nicht durch konkrete Verkehrszählungen vor Ort ermittelt. Die Anfrage wurde nach zwei Monaten mit ausweichenden und in der Argumentationslinie hinlänglich bekannten Ausführungen dürftig beantwortet. Der logische Schritt war sodann eine Eingabe beim Ministerium für Wirtschaft Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Mainz mit der Bitte zu prüfen, ob eine Einführung von Tempo 30 im erwähnten Streckenabschnitt der L 144 möglich sei. Die Eingabe wurde dort zunächst intern mehrfach weiter- und fehlgeleitet, bis sie über die ADD-Trier letztlich an die zuständige Stelle für Verkehrsfragen den „Landesbetrieb Mobilität mit Außenstelle in Trier“ gelangte. Der Landesbetrieb Mobilität sprach sich mit seinem Schreiben vom 03.02.2021 für die Einführung von Tempo 30 in der Avelsbacher Straße aus. Das kam zugegebenermaßen unerwartet und ist ein erhebliches Zugeständnis an die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit von Lärmbelästigungen in Straßen, die ihre verkehrstechnische Leistungsfähigkeit erreicht haben! Anwohner/innen freuen sich natürlich besonders über die entscheidenden Passagen:

„Die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Trier hat mit Mail vom 01.02.2021 die Zustimmung auf Anordnung von Tempo 30 gem. § 45 Abs. 1 Nr. 3 StVO für die L 144 – Avelsbacher Straße, beantragt.“

„Im Rahmen dieses Verwaltungsverfahrens auf Anordnung von Tempo 30 für die L 144 – Avelsbacher Straße -, stellen wir in Aussicht, sofern die erforderlichen Richtwerte durch eine aktuelle RLS-90 Berechnung bestätigt werden, zuzustimmen.“


Mehrere Wege führen zum Ziel: Dieser freudige Bescheid kam gerade zu einem Zeitpunkt, als wir an einer Homepage über die Avelsbacher Straße arbeiteten und auf diesem Weg ein Bewusstsein für die Belastungen der Anwohner/innen schaffen wollten. Wir fanden, dass wir auch parallel zu politischen Entscheidungen und dennoch von diesen unabhängig agieren konnten. Eine Solidargemeinschaft, die sich in der Corona-Bewältigung entwickelt hatte, kann auch auf Benachteiligungen anderer Art allein aus Einsicht sensibel reagieren und den Lärmschutz untersützen. Zudem sollte die Homepage - wenn sie bekannt würde - bei einzelnen Vorbeifahrenden an die Vernunft appelieren, was dann auf andere Auswirkungen hätte: Fährt nur eine/r 30 km/h, dann sind alle anderen auch mit geringerer Geschwindigkeit unterwegs.


6. Juli 2021 Endlich wurden, wenn auch nur ein paar, Tempo 30-Schilder mit dem Zusatz "Lärmschutz" aufgestellt. Damit wurde ein Statement auch für die Bewohner/innen der Avelsbacher Straße ausgesprochen.
Nun ist die Stadt Trier endlich auch ein bisschen trendy:
8 Großstädte wollen übrigens im gesamten Stadtgebiet ein Votum für lebenswerte Städte umsetzen und Tempo 30 flächendeckend einführen, darunter z.B. Freiburg oder Bonn.
Wir danken auf jeden Fall für den möglichen Zuwachs an Lebensqualität (- wobei dann natürlich auch mal - ab und an - kontrolliert werden muss!)